Heute musste ich der harten Realität ins Auge sehen: Ich bin aus Zucker. Da die Bezeichnung Kläckerspatz für mich noch milde ausgedrückt ist, ließ es sich heute leider nicht vermeiden Unmengen an Klamotten zu waschen. Also, los geht’s! Ich nahm zwei Schüsseln. In die eine schüttete ich Omo – eine afrikanische Chemiekeule, die wahrscheinlich auch die schwarzen Flecken aus dem Fell des Dalmatiners herausbekommen würde – und in die andere Wasser, um das Zeug wieder aus der Kleidung zu bekommen. Möge das Spektakel beginnen: Ich schruppte, schruppte und schruppte. Das Ergebnis dieser Aktion ist beschämend! Die Kleidung - nicht wirklich sauber, dafür fehlt mir die oberste Hautschicht. Auch wenn Omo oder besser gesagt meine Anwendungsweise des „Wundermittelchens“ nicht die Flecken heraus bekam, so schaffte es tatsächlich meine Finger zum bluten zu bringen, da einfach die Haut weggeätzt wurde. Ein paar Stunden später hab ich mir deshalb einfach mal gleich die dicksten Spühlhandschuhe gekauft, die ich finden konnte. Dieses Erlebnis ließ mich mal wieder an mir zweifeln. Wie zum Geier schaffen es die ghanaischen Frauen die Kleidung wieder strahlend weiß bzw. leuchtend zu bekommen und trotz des handschuhfreien Schrubbens intakte Hautschichten zu besitzen? Bewundernswert!
Als ich vorhin in Swedru war, um mir die Handschuhe zuzulegen, unterhielt ich mich kurz mit einem schätzungsweise 10-jährigen Jungen namens Mohammed. Nach dem üblichen Austausch über das jeweilige Befinden, fragte er mich nach meiner Handynummer, nannte mir seine und meinte, immer wenn ich in Swedru sei, dann solle ich ihn anrufen, da er sich ja dort auskenne und mir jederzeit, wenn ich was suche, helfen könnte. Eine ganz normale Szene hier! Wer Ghana mit einem postkolonialistischen Mitleidsblick unter dem Aspekt eines „Drittenweltlandes“ betrachtet, der irrt. Natürlich gibt es große Unterschiede, vor allem im Bereich der Städteplanung und allem was dazu gehört, aber Ghana ist wie ein Schmetterling, der gerade dabei ist sich zu entpuppen. Jeder ist mobil erreichbar und man kann hier alles bekommen, was man sich nur vorstellen kann. Die Handyetablierung hängt wahrscheinlich auch damit zusammen, dass das Land den Schritt zum Festnetz einfach übersprungen hat, denn dieses gibt es hier eigentlich gar nicht. Deshalb ist eine Verbindung zur Heimat via Internet auch nur durch einen – zumeist nur spärlich funktionierenden – Stick möglich, der im Vergleich zu Deutschland unglaublich teuer ist. Das Telefonieren ist dafür umso billiger! Daher ist es nicht wunderlich, dass die Ghanaer eine ausgeprägte Gesprächskultur entwickelten. Man tauscht hier die Nummern genauso großzügig wie ein Lächeln. Jeder hat die Nummer von jedem. Die Handys bimmeln ununterbrochen. Während wir Deutschen eine Nummer mit einer ganz bestimmten Intention wählen, so machen das die Leute hier aus dem Grund, um einfach mal kurz zu erfahren, wie es dir geht. Ein kurzer Wortwechsel um die Bekanntschaft nicht einschlafen zu lassen und dann wird wieder aufgelegt. Ganz nach dem Motto: Kleine Gespräche erhalten die Freundschaft.
Die Freundschaft lässt sich hier aber auch noch ganz anders erhalten: „I love the ghanaian food!“ So erhält man auf schnellstem Wege nicht nur ein freundliches Lächeln, sondern hat den Auftakt zu einer netten Konversation gemacht. Das Essen ist hier sehr lecker, auch wenn nicht so abwechslungsreich wie in Deutschland. Die Mahlzeit besteht zumeist aus Massen von Kohlenhydraten, die gechopt werde. Alle die mit dem Wort nichts anfangen können: Mit den Fingern der rechten Hand kleine Bällchen formen und dann einfach schlucken. Dies macht man zumeist mit Fufu, der zwar zumeist hier aus der Maniok-Wurzel besteht, aber auch des Öfteren aus Yams, Plantains (Kochbanannen), Mais oder anderen stärkehaltigen Dingen gemacht wird. Das ganze wird dann in variierende Soßen getunkt. In den Städten findet man daher auch zahlreiche Chop Bars. So gern ich Fufu hier auch esse, ist mir die Konsistenz des ganzen doch noch ein bisschen fremd. Am liebsten esse ich hier einfach gekochte Yams oder Plantains und die am liebsten mit einem Gemüse, dass aussieht wie Rhabarber, schmeckt wie eine leckere Mischung aus Grünkohl und Mangold und dessen Namen ich gerne nennen möchte, aber permanent vergesse. Ebenso ergeht es mir mit einem anderem Essen, dass ich hier sehr mag: gesprochen wird es Keekee. Die in Maisblätter eingewickelte Masse, ähnelt vom Geschmack unserem deutschen Mischbrot oder besser dem Sauerteig. Diese wird dann mit einer feurigen roten Pfeffersoße serviert. Zu den Meisten großen Mahlzeiten wird dann getrockneter Fisch oder frittiertes Hühnchen gereicht. Überall findet man auch Frauen, die eine Art Kuchen oder gefüllte Teigtaschen verkaufen. Ich habe sie noch nicht probiert, jedoch gehört, dass man zu ihnen sehr viel Flüssigkeit benötigt, um sie unterschlucken zu können. Wenn ich jedoch ehrlich bin, dann ernähre ich mich –wenn ich selber koche – hauptsächlich von Reis. Der geht schnell und einfach, denn Fufu zumachen, ist eine mehrstündige Angelegenheit (die ich aber wahrscheinlich in den nächsten Tagen lernen werde ;-) ). Ansonsten ziehe ich es vor mich hauptsächlich von Obst zu ernähren, denn das ist hier zum Sterben gut. Süß, saftig und lecker. Von wegen „peel it, cook it or forget it“! Meinem Magen ging es noch nie besser. Auch auf Eis und Salat reagierte meine resistente Verdauungsmaschine mit einem „ätschibätsch“. Leider kommt der hier viel zu kurz, da er selten und teuer ist, was mich ihn sehr vermissen lässt! Aber was solls, nach dem Jahr kann ich ja immer noch zum Wiederkäuer mutieren. *lol*
So… jetzt nur noch schnell das letzte Stück Ananas verspeisen, Hände mit Bepanthen einschmieren, Handy aus und ab ins Nest! Gute Nacht!
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