Vom Hannoverischen Flughafen geleitete mich der KLM Flieger zunächst nach Amsterdam, von wo aus es anschließend auf direktem Weg nach Accra, der Hauptstadt Ghanas, ging. Nach achtstündigen Flug, zwei Stunden Zeitverschiebung und drei fein-säuberlich abgepackten Snacks, kam ich endlich um acht Uhr Ortszeit im Wunschland an. Das Passieren der Passkontrolle erwies sich jedoch als äußerst problematisch. Vor der Einreise muss man einen digitalen Fingerabdruck von sich machen lassen, was bei allen einwandfrei funktionierte – nur nicht bei mir. Meine durch die Neurodermitis bedingen nassen Hände ließen das Bild immer wieder verwischen oder besser in Wasser ertrinken und die hohe tropische Luftfeuchtigkeit wirkte auch nicht gerade ergebnisfördernd. Die Schlange hinter mir wurde immer größer und das Fluchen der Leute, die an ihr anstanden und ohne hin durch den langen Flug schon strapazierte Nerven hatten, immer lauter. Nachdem mir ein weiterer Kontrolleur ein kleines Handtuch brachte, konnte ich nach einer gefühlten halben Stunde weiter gehen und mein unzähliges Gepäck in Empfang nehmen.
Diesen Abend sollte es noch nicht in mein neues zu Hause gehen, da der Weg von Accra bis Nyakrom ca. drei Stunden Fahrzeit benötigt. Daher holte mich Dan, der in einer ghanaischen Schule arbeitet ab und ich nächtigte in seinem Haus mit zwei anderen Freiwilligen, die während des Jahres bei ihm wohnen werden.
Da ich als kleiner Tollpatsch so manches Missgeschick förmlich magnetisch anziehe, begann mein erster Morgen in Ghana ziemlich eingeschränkt. Am Vorabend dachte ich zwar daran, mich mit der Chemiekeule Antibrum einzuschmieren, doch dass das Gesicht auch notwendig ist, da es ja besonders schutzlos aus der Bettdecke hervor schaut, vergas ich bedauerlicherweise. Beim ersten morgendlichen Augenaufschlag im Gastland bemerkte ich sogleich, dass ich nach diesem auch nicht viel mehr sehen werde, da mein ganzes linkes Auge bis zur Unkenntlichkeit zugeschwollen war. Da war sie wieder, meine allergische Reaktion gegen so manches Insektengift. So kam es, dass eine Quasimodo ähnliche Gestalt mit Prednisolon intus und Kühlakku im Anschlag mitten in Accra auf jemanden wartete, der sie abholt. Nach einigen Verzögerungen ging es dann los und ich schaffte es tatsächlich im Fokus des noch funktionstüchtigen rechten Auges die vorbei sausenden Menschen und Landschaften zu bewundern.
Es ist so, dass nur die großen Hauptverkehrswege ausgebaut sind. Die restlichen Verbindungen erscheinen eher wie ein Löcherkäse der ein kräftig durchschüttelt, bei dem ich mich fühle, als sei ich wieder in Bleicherode und führe entweder die Hauptstraße von oben bis zur Schäferkreuzung oder die Obergebrastraße. Man sieht zwar auch zahlreiche neue und luxuriöse Autos, jedoch verleihen die öffentlichen Verkehrsmittel in Form von Trotros oder Taxis, mit ihrer blechernen Karosserie und Federung, dem von A-nach-B-Kommen einen ganz besonderen Scharm. Zwar muss man sich als Bürokratendeutscher erst einmal an den Mix aus nicht deutlich zu erkennenden Verkehrsregeln und Hupen gewöhnen, jedoch ist man dann nur noch von dieser Art der Fortbewegung begeistert!
Endlich in Nyakrom, meiner neuen Wahlheimat, angekommen, begrüßte mich gleich Familie Sey. Sie lebt in demselben Haus wie ich. Nach herzlichem Austausch bezog ich erst einmal mein Zimmer. So, da wohne ich nun für ein Jahr: Schick! Es ist ein ca. 12m² großer, grün gestrichener Raum. Wenn man hinein geht befindet sich linker Hand ein Fenster, welches den Blick auf einen kleinen Innenhof freigibt. Rechts ist zunächst der Kleiderschrank und dann mein vom Moskitonetz überhangenes Bett und genau gerade aus ein kleiner Schreibtisch.
Ich bin angekommen und doch noch ganz am Anfang meines Weges.
großartig geschrieben! danke!
AntwortenLöschen