Montag, 10. Oktober 2011

Fünf Sinne: Fühlen


Eigentlich wollte ich den nächsten Post der Fünf-Sinne-Cinqologie zu dem Gebiet Sehen machen und hatte eher die Frage, was ich denn eigentlich zu dem Bereich des Fühlens schreiben soll. Zwar ist die Haut unser größtes Organ, jedoch ist das Wahrgenommene nicht leicht bzw. schnell beschrieben. Nach dem heutigen Tag weiß ich aber ziemlich genau, was ich schreiben werde.

Es ist halb elf abends gerade bei mir und ich komme gerade aus der Dusche. Nicht weil ich die Woche noch nicht geduscht habe – nein, das tat ich heute allein schon drei Mal - ,sondern weil ich heute einfach nur klebe. Eigentlich spielt es gar keine Rolle, ob man gerade aus der Dusche kommt oder nicht, man ist einfach nur nass. Ich rede hier von solch hohem Wassergehalt, dass man noch nicht einmal die Beine überschlagen kann, da das obere immer wieder abrutscht. Ich weiß schon gar nicht mehr, wo die Feuchtigkeit her kommt: Kommt sie aus mir heraus, oder lagert sie sich einfach nur von der Luft an meinem Körper ab.
Meine Familie nennt mich immer nur Sonnenanbeterin, denn ich liebe die Sonne und sowohl Hitze, als auch Wärme machen mir gar nichts aus und die Worte schwitzen und Bianca sind in keinen semantisch logischen Zusammenhang zu bringen. Auch hier habe ich im Gegensatz zu Robin keine Probleme. Jedoch ist irgendwann bei mir dass Fass auch übergelaufen. In der Regel ist es hier bewölkt, doch heute hat sich die Sonne durch das dicke Wolkenfeld gekämpft und gleich einen Temperaturunterschied von gefühlten 20°C herausgeboxt. Trockene Luft wäre die eine Sache, doch hier fühlt man sich, als nehme man ein heißes Bad. Um die Mittagszeit ist es logischer Weise am heißesten, weshalb um diese Zeit auch alle ausgiebig Siesta machen, doch ich war heut beschäftigt. Zuerst bin ich durch Swedru gedüst und hab Einkäufe erledigt und dann bin ich hier von mir zu Hause zu Ottilie gelaufen. Da hier die Entfernungen relativ weit sind, laufe ich eben schneller, um nicht 1,5 Stunden zu brauchen, sondern nur 45 Minuten. Daher konnte ich heute nur zwischen nass und klitschnass sein unterschieden.

Da ich aber nicht nur Sonnenanbeterin, sondern auch Frierkatze genannt werde, gibt es natürlich selbst hier andere Tage. Ich bin wahrscheinlich die erste Weiße, die hier im Süden Ghanas des Öfteren mit Pullover rumläuft. Den Tag als ich in Cape war, brauchte ich sogar zwei in der Nacht. Für mich ist es sehr komisch, denn wenn man in einem Hostel übernachtet, dann findet man dort keine Decken vor. Schlafen ohne Decke: Vollkommen unmöglich! Egal wie kalt oder wie warm es ist, mindestens ein Stofffetzen muss meinen Körper bedecken und gerade in den Nächten die nur 22°C haben, brauche ich es zumindest unter der Bettdecke kuschlig warm. Nein im Ernst, abgesehen davon, dass ich die ein oder andere regnerische Nacht tatsächlich meinen dünnen Schlafsack aufgrund der Temperatur brauchte, kann ich selbst bei tropischen Klima nicht ohne ihn. So pflegen wir beide in der Regel eine Hassliebe zu haben: ich kann meist nicht mit ihm, aber auch nicht ohne ihn.

Doch trotz der Wärme, die einem so manchmal zu schaffen macht, gibt es nichts schöneres, als eine frische Brise Wind auf der leicht feuchten Haut und ein eiskaltes Getränk auf den trockenen Lippen zu spüren!

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