Wow, das Leben kann so schön sein und dies vor allem im Urlaub! Vor mehr als zwei Woche war ich mal wieder in Accra, aber diesmal hatte meine Anreise einen etwas anderen Hintergrund, der auch dazu führte, dass ich mich am Freitag, den 14.Oktober 2011 um 21.45 Uhr am Flughafen meiner neuen Hauptstadt einfand. Schon relativ nervös wartete ich geschniegelt und gestriegelt und besonders hübsch gemacht in der Empfangshalle, um einen ganz besonderen Menschen hier in Ghana willkommen zu heißen.
Wie das so im Leben ist, nutzt einen der beste Plan nichts, denn das Leben kommt anders als man denkt. So geschah es auch, dass man sich ganz kurz vor einem einjährigen Auslandsaufenthalt verliebte und nun auf unterschiedlichen Kontinenten lebt. Doch um die 12 Monate nicht all zu lang werden zu lassen, hat der Oliver sein Mädchen besucht, um mit ihr das fremde, ferne Land zu entdecken.
Nachdem wir einige Tage in Accra verbrachten, ging es dann endlich mit dem Trotro los gen Central Region, sprich meine Heimat. Die Fahrt war glaube ich der erste große Kulturschock für ihn. Nicht nur, dass wir mit zwei großen Rucksäcken in einem 40 Menschen Trotro eingepfercht waren, sondern zu allem Überfluss war der Fahrer des Sammeltaxis von Swedru nach Nyakrom lebensmüde und bretterte mit gefühlten 250 km/h durch metertiefe Schlaglöcher. Naja, der erste Eindruck war dann wohl nicht der beste. Aber egal, davon lassen wir uns ja nicht den Tag vermiesen. Wir waren also endlich bei mir zu Hause und ich konnte ihm einige für mich wichtig gewordene Menschen vorstellen und ihm zeigen, wie sich hier mein Leben gestaltet. Da ich aber noch viel mit ihm vor hatte, blieben wir nur einen Tag und unsere Reise sollte uns, nach nervenaufreibendem Drängeln meiner besseren Hälfte, nun ans Meer führen.
Der erste Stop war Cape Coast. Da leider mein Lieblings Guesthouse gerade neu gemacht wird, mussten wir wo anders schlafen. Die Baracke hieß Samos und nicht die Tatsache, dass wir die ganze Zeit kein Wasser hatten, dass die Toilettentür nicht zu ging und die Türverriegelung fragwürdig erschien, sondern schlechthin, dass es einfach endlos keimig war, veranlasste uns dazu so früh wie möglich wieder dort abzureisen. Nach einem gechillten Vormittag im Oasis machten wir uns dann weiter: aber natürlich small, small. Wir kamen gerade mal kurz hinter Elmina und entdeckten einen wunderschönen, fast einsamen Strand für uns: Brenu Beach. Oliver hat hier sehr viele Dinge über sich lernen können: zum einen, dass ein kalkweißer Junge die ghanaische Mittagssonne ohne Sonnencreme nicht so gut verträgt, wie viel Haut man durch einen Sonnenbrand verlieren kann, dass er es schafft 3 Mal am Tag Lobster zu essen (er hätte es wahrscheinlich auch 9 Mal geschafft ;-) ) und dass man eine Kamera auch nach 4 Tagen wieder bekommen kann, wenn man sie im Sand hat liegen lassen. Da dieses Fleckchen Erde so schön war, der Hummer so gut schmeckte und wir warten wollten, bis Oliver nicht mehr selbst wie ein gekochter Hummer aussah, blieben wir einen weiteren Tag dort.
Da ich aber bewaffnet mit dem Reiseführer am Pläne schmieden war, ging es dann auch gleich weiter nach Takoradi. Die Unterkunft war mal wieder ein Abenteuer, denn zunächst dachten wir noch, dass das Wasser auf dem Boden vom Wischen kam. Als wir uns aber nach einigen Stunden in einem Meer befanden, stellte sich heraus, dass es nicht eine eifrige Putzfrau war, sondern eine fehlerhafte Aircondition. Zum Schlafen reichte es und in mir wuchs immer mehr die Idee eine witzige Unterkunftskritik über jeden Schlafplatz an dem ich bin zu schreiben. Hier erlebt man immer so viele witzige Dinge, ich denke das wär bestimmt schön zum Lesen :-D Ich werde die Idee verfolgen!
Dann ging es mit dem Trotro weiter nach Axim, denn wir wollten nach Ankobra Beach. Also was soll man über dieses Erlebnis schreiben: Sagen wir es war speziell, denn irgendwie kamen wir auf die Idee zu laufen. Kurz bevor irgendetwas das man als Straßenähnlich bezeichnen konnte aufhörte, erspähten wir noch einen riesen großen, aufgemotzten neuen Porsche Turbo und dann ging es eine Felswand herab. Komisch kam uns das schon vor, aber naja… der Weg bzw. die Hinweise der Einwohner führten uns durch ein ziemlich ärmliches und dreckiges Fischerviertel und dann plötzlich ein Bach aus Dreck, Abwasser, Müll und die Brücke die da drüber führte kaputt. Oh man, hier höre ich besser auf… Ende der Geschichte, wir mussten wieder da hin wo wir her kamen um ein Taxi zu nehmen und haben uns gleich nach der Ankunft gründlich desinfiziert. Kurze Zeit danach saßen wir an diesem touristischen Strand und haben einen wunderschönen Bungalow gehabt. Als wir dort saßen, konnten wir genau sehen wo wir her kamen. Zwei Welten neben einander, doch die in der wir gerade ein Bier trinkend saßen war die surreale, die nichts mit jener der meisten ghanaischen Bevölkerung zu tun hat, bis auf dasselbe Wasser, das an den Strand gespült wird. Soviele Paradoxa und Gegensätze auf so engen Raum.
Nach diesem Erlebnis konnte ich leider Oliver nicht mehr so ganz von einer Weiterreise in den unerschlossenen Teil Ghanas überzeugen. Also machten wir uns noch ein paar wunderschöne Tage am Meer und in Accra, bevor es wieder hieß Lebewohl. Den ganzen Freitag war mir schon spei übel und als wir dann am Flughafen waren, rollten die Tränen dann auch schon wie Sturzbäche. 9,5 Monate bis zum Wiedersehen – eine lange Zeit, doch ich bin mir sicher, dass sich das warten lohnt