Dienstag, 11. Oktober 2011

Das kommt mir irgendwie französisch vor!


Als ich mich Ende letzten Jahres für ein Jahr in Ghana entschied, habe ich mich für ein Umweltprojekt beworben, für welches ich glücklicherweise auch angenommen wurde. Aber wie es so oft ist, kommt es im Leben anders als gedacht. Nach kurzer Zeit stellte sich heraus, dass nicht nur die Gelder des Projektes begrenzt sind, sondern demzufolge auch der Arbeitsbereich. Aus diesem Grund entschieden wir gemeinsam, dass ich zunächst in einer Schule, aus denen nun vier geworden sind, als Lehrerin tätig sein soll. Die Fächer waren damals noch nicht ganz klar, jedoch freute ich mich sehr auf die Arbeit mit den Kindern. Nachdem bekannt wurde, dass ich französisch lernte, wurde ich zu meiner großen Überraschung als Französischlehrerin auserkoren. Ich und französisch: das ist genauso skurril wie einen Elefanten in der Arktis anzutreffen. Aber man wächst bekanntlich an seinen Herausforderungen und nach mehr als einem Monat kann ich sagen, dies hat ein sehr schlauer Mensch gesagt. Ich muss zwar sehr hart büffeln, aber auch mein französisch wird immer besser.

Generell ist es sehr erstaunlich, dass in Ghana, welches umzingelt von frankophonen Staaten ist, so gut wie niemand französisch lernte, was auch der Grund ist, weshalb die Schulleiter der vier verschiedenen Schulen, an denen ich nun unterrichte, in meinem Aufenthaltsjahr eine Chance sehen. Also heißt es nun umdenken, denn was nützt den Schülern hier die Kenntnis einer Frankreich-französischen Kultur. Daher wird in den Beispielen aus Paris Lomé, die Hauptstadt von Togo, gemacht und aus Baguette das traditionelle Westafrikanische Gericht Fufu.

Es macht wirklich sehr viel Spaß, da die Schüler hier wirklich lernen wollen, insbesondere die höheren Klassen. Sie saugen praktisch jedes Wort von meinen Lippen und auf der Straße werde ich mit: „Bonjour Madame Bianca ça va?“ angesprochen. Dennoch komme ich nicht Drumherum mich manchmal zu fragen: Was mache ich nur hier? Ich bin kein ausgebildeter französisch Lehrer und dennoch stelle ich mich vor eine Klasse mit der Gefahr, dass ich jene Fehler, die ich selber mache an insgesamt 400 Schüler weiter gebe. Aber vielleicht ist es eine Chance. Zum einen, die sich den Schülern ermöglicht, um die Grundkenntnisse des französische zu erlernen, um sie später vertiefen zu können, aber vor allem für mich, die an einer großen Herausforderung wächst – zumal der französisch Unterricht auf englisch erfolgt, was umdenken fordert. Wie sich alles entwickelt kann ich jetzt noch nicht sagen, jedoch bin ich dankbar über jeden weiteren Tag, an dem ich hier sein darf und an dem ich jeden morgen aufs neue von strahlenden Kindergesichtern begrüßt werde, die mir sagen: „Madame Bianca but today you come to us to teache french.“

Montag, 10. Oktober 2011

Fünf Sinne: Fühlen


Eigentlich wollte ich den nächsten Post der Fünf-Sinne-Cinqologie zu dem Gebiet Sehen machen und hatte eher die Frage, was ich denn eigentlich zu dem Bereich des Fühlens schreiben soll. Zwar ist die Haut unser größtes Organ, jedoch ist das Wahrgenommene nicht leicht bzw. schnell beschrieben. Nach dem heutigen Tag weiß ich aber ziemlich genau, was ich schreiben werde.

Es ist halb elf abends gerade bei mir und ich komme gerade aus der Dusche. Nicht weil ich die Woche noch nicht geduscht habe – nein, das tat ich heute allein schon drei Mal - ,sondern weil ich heute einfach nur klebe. Eigentlich spielt es gar keine Rolle, ob man gerade aus der Dusche kommt oder nicht, man ist einfach nur nass. Ich rede hier von solch hohem Wassergehalt, dass man noch nicht einmal die Beine überschlagen kann, da das obere immer wieder abrutscht. Ich weiß schon gar nicht mehr, wo die Feuchtigkeit her kommt: Kommt sie aus mir heraus, oder lagert sie sich einfach nur von der Luft an meinem Körper ab.
Meine Familie nennt mich immer nur Sonnenanbeterin, denn ich liebe die Sonne und sowohl Hitze, als auch Wärme machen mir gar nichts aus und die Worte schwitzen und Bianca sind in keinen semantisch logischen Zusammenhang zu bringen. Auch hier habe ich im Gegensatz zu Robin keine Probleme. Jedoch ist irgendwann bei mir dass Fass auch übergelaufen. In der Regel ist es hier bewölkt, doch heute hat sich die Sonne durch das dicke Wolkenfeld gekämpft und gleich einen Temperaturunterschied von gefühlten 20°C herausgeboxt. Trockene Luft wäre die eine Sache, doch hier fühlt man sich, als nehme man ein heißes Bad. Um die Mittagszeit ist es logischer Weise am heißesten, weshalb um diese Zeit auch alle ausgiebig Siesta machen, doch ich war heut beschäftigt. Zuerst bin ich durch Swedru gedüst und hab Einkäufe erledigt und dann bin ich hier von mir zu Hause zu Ottilie gelaufen. Da hier die Entfernungen relativ weit sind, laufe ich eben schneller, um nicht 1,5 Stunden zu brauchen, sondern nur 45 Minuten. Daher konnte ich heute nur zwischen nass und klitschnass sein unterschieden.

Da ich aber nicht nur Sonnenanbeterin, sondern auch Frierkatze genannt werde, gibt es natürlich selbst hier andere Tage. Ich bin wahrscheinlich die erste Weiße, die hier im Süden Ghanas des Öfteren mit Pullover rumläuft. Den Tag als ich in Cape war, brauchte ich sogar zwei in der Nacht. Für mich ist es sehr komisch, denn wenn man in einem Hostel übernachtet, dann findet man dort keine Decken vor. Schlafen ohne Decke: Vollkommen unmöglich! Egal wie kalt oder wie warm es ist, mindestens ein Stofffetzen muss meinen Körper bedecken und gerade in den Nächten die nur 22°C haben, brauche ich es zumindest unter der Bettdecke kuschlig warm. Nein im Ernst, abgesehen davon, dass ich die ein oder andere regnerische Nacht tatsächlich meinen dünnen Schlafsack aufgrund der Temperatur brauchte, kann ich selbst bei tropischen Klima nicht ohne ihn. So pflegen wir beide in der Regel eine Hassliebe zu haben: ich kann meist nicht mit ihm, aber auch nicht ohne ihn.

Doch trotz der Wärme, die einem so manchmal zu schaffen macht, gibt es nichts schöneres, als eine frische Brise Wind auf der leicht feuchten Haut und ein eiskaltes Getränk auf den trockenen Lippen zu spüren!